„Die ungünstigen Rahmenbedingungen durch Kompetenz und Freundlichkeit wettmachen“. So beschrieb DRK-Kreisverbandsarzt Dr. Bernd Kühlmuß das Anliegen der Helferinnen und Helfer, die an den ersten beiden Oktobertagen bei der Aufnahme einiger hundert Flüchtlinge in den Ulmer Messehallen im Einsatz waren. Kühlmuß ist verantwortlich für die sanitätsdienstliche Betreuung und deren Organisation in der Notunterkunft. Koordiniert wird sie von einem Einsatzstab beim Roten Kreuz. Seit der Ankündigung am Mittwoch Vormittag, dass in den Hallen eine Notunterkunft für bis zu 1200 Flüchtlinge eingerichtet wird, „liefen im Hintergrund die Drähte heiß“, so der Mediziner, damit die Aufnahme reibungslos und – wie Kühlmuß betonte – auch menschenwürdig über die Bühne ging.
Ärztinnen und Ärzte des Bundeswehrkrankenhauses und der Unikliniken, darunter drei Kinderärzte, untersuchten zusammen mit zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern des DRK und ASB die Ankommenden und leisteten damit mehr als den von den Behörden geforderten oberflächlichen Blick auf die gesundheitliche Verfassung der Flüchtlinge. Viele der Asylsuchenden, darunter zahlreiche kleine Kinder, wirkten sehr müde und erschöpft. „Ich bin verblüfft, wie ruhig alles abläuft“, sagte eine DRK-Helferin, die für die Organisation der Untersuchung im Frauen- und Kinderzelt zuständig war. Überrascht habe sie auch, dass „Kommunikation ohne Sprache so gut funktioniert“. Allerdings waren auch viele Freiwillige der Moscheevereine und der muslimischen Hochschulgruppe vor Ort, die in zahlreiche Sprachen übersetzten. Denn die Flüchtlinge kommen aus vielen verschiedenen Ländern, darunter Syrien, Afghanistan und Irak.
„Zum Glück“, so ein Helfer, „trafen die Busse schubweise und nicht alle auf einmal ein“. Allerdings hieß es, dass teilweise bis zu 270 Menschen in einer Stunde aufgenommen werden müssen. „Das ist dann sehr sportlich“, meinte DRK-Einsatzleiter Frank Prinzing. In einer Verschnaufpause lobte er das „klasse Teamwork“ aller Beteiligten. Die Flüchtlinge sollen bis maximal 8. Oktober in der Notunterkunft bleiben. Ehrenamtliche des Roten Kreuzes leisten in dieser Zeit rund um die Uhr Sanitätsdienst. Je sechs Helfer sind im Drei-Schicht-Betrieb in den Hallen vor Ort.
Er sei „stolz auf die Rotkreuz- Leite, die hier Tag und Nacht im Einsatz sind“, sagte DRK-Kreisvorsitzender Dr. Götz Hartung. Am Freitag machte er sich zusammen mit seinem Stellvertreter Gunter Czisch und DRK Kreisgeschäftsführer Guido Mayer in den Messehallen ein Bild von der Arbeit der Helferinnen und Helfer in der Notunterkunft. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 700 Flüchtlinge eingetroffen, am Abend und in der Nacht wurden drei weitere Busse erwartet. Auch am Freitag wussten die Helferinnen und Helfer nie genau, wann wie viele Menschen ankommen würden.
Unentwegt war Kreisverbandsarzt Dr. Bernd Kühlmuß auf dem Gelände bei der Donauhalle, bisweilen aber auch zwischen Einsatzstab beim DRK in der Frauenstraße und den Kliniken auf dem Oberen Eselsberg unterwegs. „Die medizinische Versorgung ist perfekt“, stellte Kühlmuß fest. Sanitätsdienste sowie Ärzte von Bundeswehr und Unikliniken „sind untereinander total gut vernetzt“, die Zusammenarbeit ist erprobt und hat sich nicht zuletzt erst am letzten Septemberwochenende beim Einsteinmarathon bewährt.
Die Notunterkunft „in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, ist nur möglich durch die vertrauensvolle Kooperation von Institutionen und Hilfsorganisationen, wie wir sie in Ulm haben“, sagte Dr. Hartung. Er und Kreisgeschäftsführer Guido Mayer waren nicht zuletzt beeindruckt von der „menschlichen und freundlichen Atmosphäre“ in und um die Hallen. Dort stehen die Feldbetten dicht an dicht. Alle waren froh, dass zumindest an den Ankunftstagen die Sonne schien und sich die Flüchtlinge viel im Freien aufhalten konnten.