· Presse

Hildegard-Schulen spenden Tafel und Stühle

Ehrenamtliche wie Maxi Schwarz bringen den Flüchtlingsfrauen die ersten deutschen Worte bei.
Esther Heipp dankt Schulleiterin Dr. Stefanie Lepre (rechts) für die Spende.
Das DRK-Auto wird beladen.

Ehrenamtliche geben Deutschunterricht in der Bleidornkaserne

Die Biertische sind noch nicht verschwunden. Aber Stühle und eine richtige Schultafel sorgen für Unterrichts-Atmosphäre im "Klassenzimmer" der Bleidornkaserne - dank einer Spende des Hildegard-Schulzentrums. Während in den Schulen längst die großen Ferien begonnen haben, wird in der Bleidorn-Kaserne noch gebüffelt. Maxi Schwarz und weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bringen den Flüchtlingsfrauen die ersten deutschen Wörter bei. In der Erstaufnahme-Einrichtung haben weder sie noch ihre Kinder von Rechts wegen Anspruch auf Sprachunterricht, daher sei die Initiative der Freiwilligen ein Segen für die Bewohnerinnen, sagt Esther Heipp vom DRK-Kreisverband Ulm. Sie ist als Teamleiterin zuständig für die Sozial- und Verfahrensberatung sowie für die Ehrenamtskoordination in der Unterkunft. "Hobbylehrerin" Maxi Schwarz, eigentlich Anlage- und Immobilienberaterin, organisiert die Deutschstunden. Sie freut sich, dass die Bierbänke und die provisorische Pinnwand, die als Tafel diente, der Vergangenheit angehören. Dank einer Spende des Schulzentrums St. Hildegard. Zu Beginn des vergangenen Schuljahrs, als erstmals Flüchtlinge in die Kaserne nahe der Schule eingezogen waren, hätten sie sich überlegt, ob und wie sie helfen können, sagt Schulleiterin Dr. Stefanie Lepre. Die Schulen sammelten Spenden aller Art, um die Frauen und Kinder in der Bleidornkaserne mit den Nötigsten auszustatten. Das kam gut an. Auch das Angebot der Schule, die ausgedienten Stühle aus dem Lehrerzimmer sowie Tafeln zur Verfügung zu stellen, sei in der Unterkunft auf große Begeisterung gestoßen, sagt Esther Heipp. In der ehemaligen Kaserne in der Westerlinger Straße sind ausschließlich Frauen und Kinder untergebracht. "Die allermeisten Bewohnerinnen hier sind schwer traumatisiert", weiß Josef Renner vom Regierungspräsidium Tübingen, der das Haus leitet. Das erfordert auch von den ehrenamtlichen Lehrkräften sehr viel Einfühlungsvermögen. Unterschiedliche Kulturen, verschiedene Religionen und Bildungsniveaus kommen hinzu. Maxi Schwarz versucht, auf jede Schülerin individuell einzugehen. Geduldig spricht sie die Wörter vor, zeigt auf Bilder, während eine junge Afrikanerin an der Tafel schon erste Sätze bildet. Seit Januar haben laut Reha-Psychologin Lea Vieweg vom Roten Kreuz fast 50 Ehrenamtliche Deutschkurse für Kinder und Erwachsene gegeben. Obwohl der Aufenthalt in der Erstaufnahmestelle kurz sein sollte, kann es Monate dauern, bis die Frauen einen Platz in einer anderen Unterkunft bekommen. Nicht zuletzt deshalb sei es wichtig, die Tage zu strukturieren und erste Sprachkenntnisse zu vermitteln, betont Maxi Schwarz. Sie habe sich angesichts der Fernsehbilder im vergangenen Herbst "aus einer inneren Unruhe heraus" fürs Ehrenamt gemeldet und sich von einer Fachlehrerin für "Deutsch als Fremdsprache" in die Grundlagen der Didaktik einarbeiten lassen. Eine weitere Zusammenarbeit mit St. Hildegard ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. "Wir denken an eine längerfristige Kooperation", so Stefanie Lepre. Schließlich gehöre es zum Anspruch der katholischen Mädchenschulen, "über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen".