Seit 25 Jahren besteht die Ulmer Tafel im DRK-Übernachtungsheim. Zur Feier des Jubiläums kochte Profi Alexander Junker ein feines Menü.
Von Hektik keine Spur. In aller Ruhe reibt Alexander Junker, stellvertretender Küchenchef im Ulmer Maritim-Hotel, die Süßkartoffeln für die Rösti-Taler. Unterstützt wird er von Ronja Kemmer, Präsidentin des DRK-Kreisverbands Ulm. Gemeinsam bereiten sie das Festmahl zu für die Bewohner des Übernachtungsheims.
Seit genau 25 Jahren kochen Ehrenamtliche von montags bis freitags täglich ein Menü für Wohnungslose und andere Bedürftige von außerhalb. Edith Bode, die Gründerin der Ulmer Tafel, erinnert sich noch genau an das erste Menü, das sie damals noch unter sehr beengten Verhältnissen gezaubert hat: „Wir hatten Chinakohl und Frühstücksfleisch aus der Dose, das der Bundeswehrstandort gespendet hatte. Hertie hatte Fruchtjoghurt beigesteuert für den Nachtisch.“ Vier Wochen lang, so hatte sie geplant, sollte täglich aus gespendeten Lebensmitteln ein warmes Essen zubereitet werden. „Das war immer sehr aufregend“, erzählt die 92-Jährige. Morgens war sie mit ihrem Renault R4 unterwegs, um die Spenden einzusammeln für die abendlichen Mahlzeiten. Heute landet im Kochtopf, was übrigbleibt oder in großen Mengen vorhanden ist im Tafelladen, der aus der Ulmer Tafel entstand, als die Spenden den täglichen Bedarf in der Küche überstiegen. Das Angebot kam nämlich so gut an, dass nach vier Wochen nicht ans Aufhören zu denken war. Auf eine Zeitungsanzeige, in der ehrenamtliche Köchinnen und Köche gesucht wurden, meldeten sich zahlreiche Interessierte. „Die meisten blieben viele, viele Jahre“, sagt Karin Ambacher, Leiterin des Übernachtungsheims. Das habe sich bis heute nicht geändert, die Fluktuation sei gering. Denn es mache Freude, für die Wohnungslosen zu kochen. „Das ist ein besonderes Erlebnis“, bestätigt Alexander Junker. Während der mit der Corona-Krise verbundenen Restaurant-Schließung stand er im Frühjahr 2020 erstmals in der Küche im Übernachtungsheim und hat sich angeboten, ehrenamtlich das Jubiläums-Menü zu kochen. Und es werde nicht das letzte Mal sein, betont der Profi. Rumpsteak mit Bärlauchbutter, dazu Süßkartoffel-Rösti und Spargel-Radieschen-Ragout serviert er zum Jubiläums-Festmahl. Als Nachtisch reicht er Mousse au chocolat und Erdbeeren mit Minze. Darauf freue er sich ganz besonders, sagt ein Übernachtungsgast. Süßes komme seit jeher gut an, weiß Edith Bode. „Pfannkuchen und Apfelmus gehörten immer zu den Favoriten.“ Die Hausbewohner genießen das besondere Menü, das bodenständig und zugleich raffiniert ist. Begehrt seien vor allem Hausmannskost und Fleisch, sagt Karin Ambacher.
Weil Letzteres nicht im Tafelladen zu bekommen ist, müsse es dazugekauft werden. Daher seien Spenden stets willkommen, unter der Kontonummer des DRK-Kreisverbands Ulm, IBAN DE73 6305 0000 0000 005445, Stichwort „Ulmer Tafel“.