Notfalldarstellung: Übung im steilen Gelände
Mit hochrotem Kopf sitzt Claudia an eine Buche gelehnt im steilen Gelände nahe dem Hohle Fels bei Schelklingen. Sie wirkt völlig erschöpft, klagt über Übelkeit und Schwindel. Unweit davon hat sich Jenny auf einem Baumstumpf niedergelassen – Knie und Hände weisen große Schürfwunden auf. Die JRK-Gruppenleiterin und die Schulsanitäterin haben das Wochenendseminar „Notfalldarstellung“ absolviert und mimen bei der Abschluss-Übung mit der Bergwacht Blautal zwei befreundete verunglückte Wanderinnen. Das Szenario: Claudia hat einen Sonnenstich, Jenny hat sich Hände und Knie am Felsen aufgerissen. Sie werden von einer zufällig vorbeikommenden Person entdeckt, die den Rettungsdienst alarmiert.
Als Erste treffen die Sanitäter Matthias Lange und Patricia Heigl vom Ortsverein Blaubeuren bei den „Verletzten“ ein. Sowohl Jenny als auch Claudia spielen ihre Rollen überzeugend. Sie müssen sie lange durchhalten, denn es dauert eine gewisse Zeit, bis die Bergretter eintreffen. Das realistische Szenario macht allen deutlich, welche Herausforderung die Versorgung auch eigentlich einfacher Verletzungen und die Bergung Verunglückter im unwegsamen Gelände darstellt. Die Männer und Frauen der Bergwacht rücken mit der Gebirgstrage an. Mit vereinten Kräften schaffen sie es, Claudia vorsichtig auf die Trage umzulagern. Dabei haben sie mit dem abschüssigen Gelände zu kämpfen. Da Jenny gehfähig ist, spannen die Frauen und Männer ein Seil zwischen den Bäumen, das als Geländer dient, und bringen die junge Frau sicher zu Tal. Das Mimen sei ihr eigentlich nicht schwergefallen, sagt Jenny hinterher. Nur als beim Öffnen einer Sprudelflasche das Wasser spritzte, habe sie sich das Lachen kaum verkneifen können. Man sei so drin in der Rolle, dass man gar nicht mehr darüber nachdenke, was um einen herum passiert, bestätigt Claudia. Dazu müssen sich die Darsteller gut auskennen mit ihrer Erkrankung oder Verletzung. Deshalb seien medizinische Grundkenntnisse Voraussetzung für die Notfalldarstellung, erklärt Ausbilderin Kirsten Rogalski. Die sind auch fürs Schminken von täuschend echt aussehenden Wunden nötig.
Sowohl die Grundlagen fürs Mimen als auch Schminken haben die acht Teilnehmenden am Wochenendseminar in der Hütte der Bergwacht Blautal gelernt. Die meisten von ihnen – JRK-Gruppenleiterinnen und langjährige Mitglieder von Bereitschaft und Schulsanitätsdienst (SSD) – nutzen die neu erworbenen Fähigkeiten auch in der Erste-Hilfe-Schulung. „Sonst mussten wir den SSDlern beim Üben von Verbänden sagen, sie sollten sich beispielsweise eine Schnittwunde vorstellen. Jetzt können wir sie schminken“, sagt Max vom SSD eines Gymnasiums. Der von Kirsten Rogalski geleitete Kurs befasste sich unter anderem mit Platz-, Riss- und Schürfwunden, mit Gelenkverletzungen und Knochenbrüchen, Fremdkörpern in Wunden, mit Schock, Verbrühung und Verbrennung. Er vermittelte den Umgang mit dem Schmink- und Modelliermaterial und Grundlagen im Schauspiel. Notfalldarsteller werden beispielsweise benötigt bei (Groß)Übungen und Wettbewerben, aber auch in der Ausbildung etwa von Notärzten.
Die mehrstündige Abschlussübung fand an einem Sonntag bei herrlichstem Sommerwetter statt. Außer den acht Kursteilnehmern beteiligten sich zwei Bereitschaftsmitglieder aus Blaubeuren und fünf Mitglieder der Bergwacht Blautal. Nach den beiden Frauen mit Sonnenstich und Schürfwunden hatten sie noch „Verunglückte“ mit Knöchelverletzung und Risswunden zu versorgen.